Stabweben: Das große Mysterium
Stabweben ist (mal wieder) eine von den Handarbeitstechniken, zu denen man im Internet so gut wie nichts findet. Darauf gestoßen bin ich eigentlich nur, weil Pinterest mir Beiträge zum Thema „Stickweaving“ vorgeschlagen hat. Und wie das bei mir so ist: Es sieht schön aus, ich muss es ausprobieren! Das war allerdings gar nicht so einfach…
Beim Stickweaving hält man die Stäbe nämlich in der Hand, was für meine Babypfoten eher ungeeignet ist… Also habe ich weiter recherchiert und die oben gezeigte Variante eines Webrahmens mit Stäben gefunden. Das heißt dann aber nicht mehr „Stickweaving“ und bei der Suche nach „Stabweben“ hat mich Tante Google dann ein wenig ausgelacht. Vorschläge, wo ich die Dinger kaufen kann, gab es genug, aber was genau das ist und wie es funktioniert – Fehlanzeige!
Nun gut, dann muss man sich eben wieder auf die englischsprachige Seite des Internets begeben und siehe da: Peg Loom Weaving heißt das Ding. Damit kann ich arbeiten! Scheint wohl in Amerika bekannter zu sein. Leider konnte ich auch hier nichts zum historischen Kontext finden. Es soll angeblich älter sein, als die Wikingerzeit, aber ich habe absolut keine Ahnung. Also wenn jemand genauere Informationen hat, würde ich mich über einen Kommentar oder eine Nachricht dazu freuen!
Zum Glück ist der Aufbau des Stabwebrahmens nicht so schwierig, sodass ich ihn gut anhand der Bilder und Videos nachbasteln konnte. Und ich muss sagen, dass sich der Aufwand wirklich gelohnt hat!
Im Prinzip funktionieren die Stäbe wie große Nadeln, die die Kettfäden durch das Gewebte führen. Man webt um die Stäbe und schiebt dann alles nach unten. Dadurch entsteht ein relativ dickes, flauschiges Gewebe, welches sich gut als Sitzauflage, Teppich oder dicke Decke eignet.
Ein großer Vorteil ist, dass man sehr dicke oder sogar unversponnene Wolle verweben kann. Eine Ausführliche Anleitung, wie das Weben funktioniert, gibt es dann hier.
Ihr benötigt:
Die Anleitung bezieht sich auf einen Rahmen mit 23 Stäbchen, wobei jedes 10mm dick ist. Ihr könnt die Stäbchen auch schmaler machen. Das ist vor allem sinnvoll, wenn ihr dünneres Garn verweben wollt.
- 4 Rundstäbe aus dem Baumarkt, 1cm x 100cm
- eine Holzleiste (Vierkantholz), ca. 60 cmx 2,5cm x 2,5cm
- Bohrmaschine mit 10mm Bohrer
- Schleifpapier und Feilen
- eine kleine Säge
- optional: ein kleiner Schraubstock (gibt’s relativ günstig, z.B. auf Ebay*)
- 2 Tischklemmen oder Schraubzwingen
- Bleistift und Lineal
Das Schöne an dem Stabwebrahmen ist, dass er vollkommen ohne Schrauben oder Nägel auskommt. Generell ist er ziemlich einfach zu bauen und somit perfekt für Anfänger geeignet. Die Kosten für das Material halten sich ebenfalls in Grenzen. Die 4 Rundstäbe haben im Baumarkt knapp 6€ gekostet. Eine Holzleiste von 2m Länge liegt preislich etwa bei 5€.
Die Anleitung
Schritt 1: Sägen
Zuerst zersägt ihr die Rundhölzer in 15cm lange Stäbchen. Mit so einem kleinem Schraubstock macht sich das ein wenig leichter. Wichtig ist, dass ihr immer erst ein Stück abschneidet, bevor ihr ein Neues anzeichnet. Also 15cm abmessen – sägen – die nächsten 15cm abmessen. Somit verhindert ihr, dass euch zum Schluss 2-3mm durch den Verschnitt der Säge fehlen.
Wie bereits erwähnt habe ich für meinen Rahmen 23 Stäbchen gemacht. Ihr könnt natürlich so viel oder wenig machen, wie ihr wollt!
Schritt 2: Bohren
Als nächstes wird jedes Stäbchen gebohrt. Etwa 2cm über einem Ende und möglichst mittig. Auch hier macht sich ein Schraubstock wieder bezahlt. Falls ihr keinen besitzt, legt ihr am besten ein altes Brett unter. Sonst gibt’s unschöne Löcher im Tisch 😀 Die Lochgröße sollte ungefähr 4mm betragen.
Wenn ihr das geschafft habt, könnt ihr die Stäbchen erstmal beiseite legen und euch der Leiste widmen. Dies wird die Halterung eures Stabwebrahmens. Zeichnet euch die Mitte ein und setzt euch die Bohrmarkierungen. Der Abstand zwischen zwei Punkten sollte 2cm betragen.
Nun kommt das Spannendste an der ganzen Bauaktion: Die Löcher müssen ungefähr 1,5cm tief sein, dürfen aber nicht komplett durchgebohrt werden. Hierfür solltet ihr die Leiste auf jeden Fall irgendwo befestigen. Jetzt könnt ihr entweder einen Tiefenbegrenzer für eure Bohrmaschine nehmen und diesen auf 1,5cm einstellen, oder ihr markiert euch die 1,5cm mit Tape am Bohrer. Die Stäbe sind 10mm im Durchmesser, also muss der Bohraufsatz ebenfalls 10mm betragen.
Schritt 3: Feilen und Schmirgeln
Wenn ihr das geschafft habt, liegt das Schlimmste hinter euch. Nun könnt ihr euch an das Feilen und Schmirgeln machen.
Ich habe fürs Erste die Bohrungen mit einer Rundfeile „sauber gemacht“. Danach habe ich sowohl die Leiste als auch die Stäbchen mit 120 und 180 Sandpapier geschmirgelt. Aufpassen, könnte öde werde! Jedes einzelne Stäbchen… 23 Stück… naja, ich hab’s überlebt!
Am Besten testet ihr währenddessen schon, ob die Stäbe gut in die Vertiefungen passen. Sie sollten nicht wackeln, sich aber auch gut wieder lösen. Falls sie zu fest sitzen, nehmt einfach ein wenig 80er Sandpapier und zieht es ein paar mal über die Enden. Dadurch werden diese minimal schmaler und lassen sich leichter abnehmen.
Wenn ihr die Tischklemmen in den Webrahmen integrieren wollt, könnt ihr links und rechts noch jeweils ein Loch zum Durchstecken bohren.
Zum Schluss reibt ihr alles mit einem sauberen, trockenen Baumwolltuch ab, um Holzstaub und Schmutz zu entfernen. Dann könnt ihr Leinöl oder selbstgemachte Holzpflege auftragen, um das Holz vor dem Austrocknen zu schützen.
Und schon ist euer eigener Stabwebrahmen fertig!
Ich hoffe, die Anleitung ist halbwegs verständlich geschrieben. Bei Fragen, könnt ihr mir aber auch einen Kommentar oder eine Nachricht hinterlassen.
Ich wünsche euch auf jeden Fall ganz viel Spaß beim Bauen!
Möhrchen
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7 Gedanken zu „Wie man einen Stabwebrahmen baut“