Essen ist toll!
Also ich möchte mal stark behaupten, dass kein Thema in den letzten Wochen so oft angefragt wurde wie die Lagerküche. Aber gut, ist ja auch verständlich – Jeder mag Essen, mittelalterliches Essen ist nochmal viel cooler und zusammen auf dem Markt zu kochen macht auch noch unglaublich Spaß! Ich verstehe euch 😀
Nun gibt es allerdings ein kleines Problem: Es ist soooo ein riesiges Thema. Also musste ich mich erstmal hinsetzen und überlegen, wie ich das Ganze jetzt angehe. Einfach stumpf auflisten, was alles benötigt wird? Nah! Erklären, wie man früher gekocht hat? Um Gottes Willen. Einfach mal zeigen, wie wir kochen? Da lacht ihr euch tot. Also? Genau, einfach alle drei Themen in einer Serie verwurschteln. Das wird lustig.
Konkret habe ich mir das Ganze dann in etwa so vorgestellt:
- Als erstes plaudere ich aus dem Nähkästchen, wie das Kochen bei uns vonstattengeht.
- Dann begebe ich mich auf die Suche nach einem Lager, die wirklich authentisch kochen. Denn, und das werdet ihr gleich sehen, wir tun dies nicht.
- Zum Schluss gibt es nochmal einen Überblick über alle benötigten Dinge, worauf man achten sollte, Pflege etc.
Und dann gibt’s natürlich auch noch Rezepte. Klingt nach ’nem Plan, oder? 😀
Falls ihr noch andere Fragen und Wünsche habt, könnt ihr die selbstverständlich immer gern äußern!
Es sind nur Erfahrungswerte, also bitte nicht als „Guide für die Lagerküche“ verstehen. Simples „aus dem Nähkästchen plaudern“ sozusagen. Dafür habe ich ganz viele Bilder gemacht! 😉 Also lasst uns starten!
Die Raben der Heide
Zunächst sollte ich kurz was zu meiner liebenswerten Sippe erzählen. Derzeit sind wir 8 Leute in der Stammbesetzung (die dürfen dann auch über’s Essen entscheiden, aber dazu später mehr), also ein vergleichsweise kleines Lager. Wir kochen an den Markttagen gemeinsam, nur am Aufbautag gibt es Selbstversorgung. Im Laufe der Zeit haben wir einfach gemerkt, dass die Anreisezeiten der Einzelnen so unterschiedlich ausfällt, dass es einfacher ist, wenn jeder nach dem Aufbau sein Steak auf den Grill feuert. So sind wir recht flexibel, niemand muss hungrig auf die warten, die noch im Stau stehen. Und da Aufbautage eh immer anstregend sind, müssen wir uns zumindest damit keinen Stress mehr machen.
Und ja, wir essen viel und gern – eine der Eigenschaften, die uns verbindet 😀 Also haben wir auch neben den Mahlzeiten immer reichlich Snacks auf dem Tisch stehen. Gemüse, Obst, Käse, Wurst, Brot, Nüsse… was man eben so braucht für das harte und schwere Leben als Heerlagerist (fast hätte ich mir den Spruch selbst geglaubt :D).
Vor dem Markt
Doch die eigentliche Planung beginnt schon vier Wochen vor dem Markt. Denn bevor wir eine reichlich gedeckte Tafel vorzeigen können, muss der ganze Kram erstmal eingekauft werden. Da wir aber unglaublich verstreut wohnen, wird alles über das Internetz geplant, via Forum. Das läuft dann folgendermaßen ab:
- Zunächst wird der/die nächsten Einkäufer bestimmt.
- Da der Einkäufer seine Bezugsquellen aka Supermärkte am besten kennt, schlägt der ein paar Gerichte vor, die man auf dem Markt kochen könnte.
- Die anderen geben ihren Senf dazu. „Nee, ich mag keine Möhren.“, „Ich will lieber Huhn.“, „Boah, das haben wir letzten Markt schon gemacht“… Ist ein wenig wie in einer Großfamilie – Ihr kennt das.
- Zwei Wochen vor Marktbeginn wird abgestimmt, welche der Vorschläge umgesetzt werden. Die Gerichte mit den meisten Stimmen gewinnen. (Pro Markttag ein Gericht).
- Die Einkäufer begeben sich auf Jagd, Wasser und anti-alkoholische Getränke inklusive.
- Am Marktwochenende wird alles gemeinschaftlich geteilt und jeder bezahlt seinen Anteil.
Vorteile: Die Lagerküche ist in der Gemeinschaft immer günstiger (und lustiger), es gibt weniger Reste und jeder hat ausreichend zu essen. Außerdem müssen nur 1-2 Leute die Vorräte mitschleppen und es ist einfach schöner, wenn alle gemeinsam essen und sich nicht jeder am Grill anstellen muss.
Nachteile: Wenn 7 Leute keine Käsespätzle essen wollen, gibt’s für dich auch keine – Pech gehabt.
Das Frühstück
Natürlich gibt es nicht nur eine Mahlzeit (wie gesagt, wir essen gern und viel :D). Frühstück ist selbstverständlich ganz wichtig. Hier gibt es meist Spiegel- und/oder Rührei, sowie Bacon und Brot. Seit dem letzten Markt gibt es morgens auch eine Arme-Ritter-Variante (Brot in Ei getaucht und gebraten).
Auf dem Bild seht ihr auch schon die ersten Kochutensilien. Links die Grillplatte für sämtliches Grillgut, rechts eine simple gusseiserne Pfanne. Unsere „Feuerschale“ ist auch eher eine Feuerplatte, so hat man ausreichend Platz für verschiedene Töpfe und Pfannen (Länge 1,20m).
Die Hauptgerichte
Also wie oben bereits erwähnt (und der Bacon zum Frühstück lässt es auch erahnen): Wir kochen absolut nicht authentisch. Da wir aber eh ein bunter Darstellungshaufen sind, der nicht auf A-Märkte fährt, ist das tatsächlich gar nicht so schlimm. Für Reenactors ist das aber natürlich ein absolutes No-Go.
Dennoch haben wir ein paar Richtlinien, damit es für die Gäste nicht so seltsam aussieht. Beispielsweise gibt es keine Gerichte mit Kartoffeln oder anderem absolutem Un-A-Zeug. Auf dem Tisch stehen nur „ambientige“ Lebensmittel und wenn es wirklich absolut unauthentisch aussieht (Pulled Pute in Asia-Sauce zum Beispiel) wird es eben im Dutch-oven zubereitet. So sehen die Gäste es nicht.
Selbstverständlich wird alles, was irgendwie verpackt ist, im Versorgungszelt gelagert (welches meist das des Einkäufers ist). Weil Plastik im Lager geht auch bei Fantasyheerlagern absolut nicht. Wasser wird in Karaffen umgefüllt, Verpackungsmaterial unauffällig entsorgt. Die meisten Veranstalter legen darauf auch großen Wert. Oben seht ihr den Dutch-Oven, der selbstverständlich auch nicht reenactmenttauglich ist (den gibt’s ungefähr seit dem 19.Jhd).
Und so sieht die ganze Kochstelle aus. Die Konstruktion ist recht simpel. 5 stabile Äste und ein bisschen Seil+ Heringe zum Abspannen. Fertig. Die Töpfe werden mit S-Haken an der Kette befestigt. Eigentlich wird alles an daran befestigt, Grillplatte (wir haben auch noch eine zum Anhängen), Rost, Teekanne… super praktisch, das Ding! Als Kochgeschirr haben wir Löffel aus Holz, zum Wenden gibt’s eine Grillzange mit Holzgriff. Also größtenteils das, was man im Laden um die Ecke bekommt.
Wer kocht?
Gefühlt alle außer mir. Aber das will vermutlich auch niemand! Also es gibt so gesehen keinen „festen“ Koch, jeder darf wenn er möchte und der Rest hilft dann beim Vorbereiten. Oder spült ab. Oder macht irgendwas anderes Sinnvolles.
Nach dem Essen
Leider ist das Ganze ja nach dem Kochen nicht erledigt. Wo gehobelt wird, fallen Späne – wo gegessen wird, muss danach auch abgewaschen werden.
Gesammelt wird das ganze benutzte Geschirr also in dieser Holzmolle. Und da sammelt sich Einiges an! Dafür haben wir dann diesen wundertollen Eimer, den wir in die Feuerschale stellen, um das Wasser zu erhitzen. Und wie es immer so ist: Entweder das Wasser kocht oder es ist zu kalt – perfekte Abwaschtemperatur gibt es eben nur zuhause! Man sollte also nicht unbedingt sofort ins Wasser greifen 😀 Um mal ein Beispiel für das harte Lageristenleben zu bringen (irgendwann glaube ich daran 😀 ). Gespült wird dann wieder ganz unauthentisch mit Spülmittel und -schwamm. Selbstverständlich nicht in der ersten Reihe, sondern ein wenig versteckter.
Bei der Müllentsorgung sind wir da genauso entspannt: Einfach verbrennen. Klar, funktioniert nicht unbedingt mit dem halben Kessel voll Gulasch, aber kleinere Küchenabfälle wie Schalen, Eierpappen etc. kommen ins Feuer. Plastik sammeln wir während des Marktes in einer Mülltüte, die versteckt unter einer Plane liegt (Gäste und so). Der Müllsack wird dann am Ende des Marktes entsorgt (der Veranstalter hat eigentlich so gut wie immer irgendwo einen Müllcontainer für die Lageristen, man muss das stinkende Ding also nicht mit nach Hause nehmen).
Und dann sind wir gedanklich schon am Ende des Marktes angekommen. Viel mehr gibt es auch über uns hinsichtlich der Lagerküche gar nicht zu erzählen… glaube ich. Oder? Gibt es noch irgendwas, das ihr wissen möchtet?
Viel spannender ist nämlich, wie ihr auf den Märkten kocht! Was nutzt ihr für Kochutensilien? Kocht ihr eher authentisch? Oder steht Selbstverpflegung an der Tagesordnung?
Ich bin sehr gespannt, wie eure Lagerküche aussieht 🙂 Also schreibt gern einen Kommentar und plaudert ein wenig!
Ich für meinen Teil verabschiede mich über’s Wochenende nach Berlin (Heimspiel!!).
Habt ein schönes Wochenende (ohne Gewitter und Sturm) und falls ihr auch unterwegs seid – passt gut auf euch auf, falls es doch blitzt und donnert!
Möhrchen
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