Das ist alles so teuer!
Im letzten Blogpost habe ich euch ja schon erzählt, welche Stoffe ich für die Mittelaltergewandung empfehle. Alles schön und gut, doch wenn man mal auf die Preise schaut merkt man, dass meine verhasste Baumwolle doch um einiges günstiger ist, als Leinen- oder gar Wollstoffe. So ein Mist. Und da das ganze Hobby sowieso schon teuer genug ist, macht das Ganze noch viel weniger Spaß. Aber hey, ich bin auch dauernd pleite und habe im Laufe der Zeit ein wenig geschaut, wie man das ganze so gestalten kann, dass es halbwegs bezahlbar bleibt! Mittelalter Stoffe günstig kaufen geht, man braucht nur ein wenig Geduld und das Wissen, wo man was am besten herbekommt.
Deswegen möchte ich mein gesammeltes Wissen mit euch teilen. Vorher solltet ihr natürlich schauen, inwiefern sich die Tipps für euch Umsetzen lassen. Sprich: Was ist euer darstellerischer Anspruch? Kann man Abzüge in der Qualität machen? Muss die Farbe exakt diese sein? Nähe ich viel? Oder benötige ich nur wenige Meter Stoff? Sowas alles solltet ihr euch vorher fragen und dann entscheiden, welche der nachfolgenden Dinge für euch richtig sind.
Hmm.. Noch irgendeine Warnung? Ich denke nicht. Also legen wir los 🙂
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1. Second Hand Käufe
Ja, wer hätte es gedacht, aber keine Spartipps von Möhrchen ohne Second Hand an erster Stelle. Ich kaufe sehr viel gebraucht! Obwohl „gebraucht“ im Zusammenhang mit Stoffen eher als „irgendwann gekauft und nicht vernäht“ zu verstehen ist. Ich schätze, dass die Hälfte meiner Stoffe vorher jemand anderem gehört haben. Und wenn man überlegt, dass man Dinge günstiger bekommt, weil sie ewig im Schrank lagen… Ich denke ihr wisst, worauf ich hinaus will. Selbst der größte Gebraucht-Kauf-Gegner sollte jetzt merken, dass Argument wie „ihh, das hat schon jemand benutzt“ hier total haltlos sind.
Als Plattform kann ich euch wieder Facebook empfehlen. Da Nähen momentan sowieso irgendwie total „fancy“ und angesagt ist, gibt es dort auch viele Stoffverkaufsgruppen. Selbstverständlich wird man dort auch in Mittelalter-Flohmarkt-Gruppen fündig, aber ein Blick in „szenenunabhängigen“ Verkaufsangebote lohnt sich auf jeden Fall. Außerdem habe ich mit Ebay Kleinanzeigen sehr gute Erfahrungen gemacht. Da werden teilweise ganze Stoffballen verschleudert!
Klar, man hat im second-hand-Bereich bei weitem nicht die Auswahl, wie beispielsweise auf dem Stoffmarkt. Also solltet ihr hier frühzeitig anfangen zu suchen, um eure Materialien zur richtigen Zeit beisammen zu haben. Manchmal gibt’s monatelang keinen einzigen Woll- oder Leinenstoff, dann hat man wieder 10 Leute, die gefühlte 200m Walkloden loswerden wollen. Ist immer ein wenig Glückssache.
Dann gibt es natürlich noch die Offline-Varianten: Flohmärkte, Haushaltsauflösungen etc. In einigen Städten gibt es wohl auch extra Kreativ-Flohmärkte. Wie cool ist das denn? Leider nicht im ostdeutschen Nirgendwo 🙁 Sonst wäre ich da vermutlich Stammgast.
2. Selbst färben
Der zweite Tipp bedingt natürlich, dass ihr bereits einen Stoff habt, also lasst mich kurz erklären, wie ich das meine. Nehmen wir an, ihr kauft günstig, weil Restposten, 10m Leinenstoff, ungefärbt. Daraus macht ihr eine Unterkleid oder eine Untertunika und habt dann noch 7m Stoff übrig. Da ihr nicht wie ein Mehlsack aussehen wollt, braucht ihr also noch etwas farbigen Stoff. Anstatt jetzt nochmal 20€ in was farbiges zu investieren, könnt ihr euren bereits vorhandenen Stoff selbst färben. Kostet nur ein Bruchteil von dem, was ihr sonst ausgeben würdet und die Farbwahl liegt komplett bei euch.
Dasselbe gilt auch für Stoffe, die günstig sind, aber evtl. nicht die gewünschten Farbton haben. Ja, ich weiß, dunkelblau ist schwierig zu überfärben, aber aus blassem Schlüpfergelb kann man noch ein ganz passables Grün hinbekommen. Zur Not geht schwarz und braun auch immer!
Zum Färben von Leinenstoffen nehme ich immer die 08/15-Simplicol-Farben. Da ich aber gesehen habe, dass die preistechnisch ganz schön angezogen haben, muss ich erst mal eine Alternative suchen. Vielleicht Dylon? Wenn euch das Thema interessiert, mache ich mal einen ganzen Blogpost drüber!
Wollstoffe könnt ihr entweder pflanzenfärben (Hier gibt’s eine Anleitung) oder Säurefarben benutzen. Macht bitte nicht den selben Fehler wie ich und kauft die überteuerten Wollfarben aus der Drogerie. Die Luvotex-Farben sind um ein deutliches günstiger! Die kaufe ich immer bei filzenundspinnen.de und bin damit sehr zufrieden.
3. Andere Farben /Muster kaufen
Auch wenn ihr nicht färben wollt, so lohnt es sich manchmal, nach anderen Farben Ausschau zu halten, die ihr vielleicht nicht unbedingt auf dem Schirm hattet. Kleines Beispiel: Ich habe einen roten Wollstoff für einen Mantel gesucht. Habe auch einen wunderschönen, passenden gefunden. Nachdem ich ein wenig weitergesucht habe, ist mir ein von der Qualität her fast identischer, blauer Stoff ins Auge gefallen. Den wollte anscheinend niemand, denn der war 5€/lfm günstiger. Im Nachhinein bin ich froh, dass ich den genommen habe, sonst hätte ich wahrscheinlich ausgesehen wie Rotkäppchen. Aber ich denke ihr wisst, worauf ich hinaus will. Manche Farben gehen nicht so gut wie andere.
Wichtig ist, dass er dennoch in euer Darstellungskonzept passt. Wenn das der Fall ist – Go for it!
4. Am Anfang und am Ende der Saison kaufen
Hier kommt mal was völlig konträres zu den allgemeinen Sparweisheiten: Kauft am Anfang und am Ende der Saison (Leinen = Sommersaison, Wolle = Wintersaison). Kennt ihr den Spruch „Badesachen kauft man im Winter“? Das funktioniert beim Stoffkauf nicht! Ich habe es versucht, aber die meisten Shops bieten im Sommer z.B. wenig bis gar keine Wolle an. Wahrscheinlich wird die eingemottet und im Keller verstaut. Keine Ahnung, Auf jeden Fall gibt’s dann so gut wie gar nichts mehr.
Besser: Am Anfang der Saison die ganzen Schnäppchen abgreifen und am Ende den Ausverkauf nutzen.
5. Mengenrabatte nutzen
Ihr wisst, dass ihr euer nächstes Outfit fast komplett aus Leinen bestehen wird? Dann kauft gleich für alle Teile ein und schaut nach Mengenrabatten. Oder fragt eure nähbegeisterten Freunde und macht eine Sammelbestellung. Dann könnt ihr euch auch die evtl. anfallenden Versandkosten teilen. In manchen Stoffoutlets gibt es beispielsweise auch Mindestabnahmemengen. Dafür sind die Preise dann auf den Meter gerechnet extrem günstig.
6. Handeln
Das ist eher ein Tipp, wenn ihr auf dem Stoffmarkt seid. Ich mag den holländischen Stoffmarkt ganz gerne (der, der immer von Stadt zu Stadt zieht) und da klappt das zuweilen ganz gut. Natürlich solltet ihr nicht bei einem halben Meter versuchen, den Preis zu drücken. Aber gerade wenn man mehrere Teile bei einem Händler kauft, kann die Frage nach einem kleinen Rabatt nicht schaden. Wichtig ist: höflich und freundlich bleiben. Und nicht böse sein, wenn’s nicht klappt. Manche Händler haben mehr Spielraum bei den Preisen als andere. Aber hey, fragen kostet nichts 🙂
7. B-Ware kaufen
Einige Händler bieten „Grabbelkisten“ für ihre verschmutzte oder beschädigte Ware an. Die kostet dann meist deutlich weniger, obwohl man die Verschmutzung leicht beheben könnte und die Beschädigung meist gar nicht so stark auffällt. Gerade für rustikalere Darstellungen, Orks, Bettler etc. ist das sogar von Vorteil, da die Klamotten hinterher meist eh künstlich gealtert werden. Dort gibt es oft auch Reststücke, die zu klein wären, um sie zum Vollpreis zu verkaufen, sich aber noch gut für Verzierungen oder kleinere Accessoires eignen würden.
8. In ausländischen Shops kaufen
Das wird jetzt ein wenig ausführlicher. Es gibt mittlerweile einige Onlineshops im Ausland, die gemerkt haben, dass man dank seiner niedrigen Preise in Deutschland ganz gut Umsatz machen kann. Beispielsweise kann man günstig in Polen und Tschechien einkaufen. Die Niederlande haben einige sehr günstige Stoffläden und seit dem Brexit ist der Pfund so schwach, dass es auch teilweise hier günstiger ist als in Deutschland (die Briten haben soooo tolle Wollstoffe!)
Was bedeutet das für uns? Man kann in diesen Shops bestellen und bekommt alles bequem nach Deutschland geschickt. Teilweise sind die Websites sogar übersetzt und der Support mittlerweile deutschsprachig. Ja, was Wish und C0. können, können die Stoffhändler auch! Und die Preise unterscheiden sich teilweise massiv.
Ich muss sagen, dass ich sehr gerne in polnischen Shops einkaufe. Weniger, weil es günstiger ist, sondern mehr weil die Auswahl an mittelalterlich wirkenden Stoffen so groß ist. In Polen und Tschechien gibt es eine recht große Mittelalterszene, die sich auch stark mit Handarbeiten und Handwerken beschäftigt. Also: Große Auswahl mit vielen coolen Sachen die man so nicht immer in Deutschland bekommt.
Natürlich ist es so, dass nicht jede Website übersetzt ist und nicht jeder polnisch oder tschechisch beherrscht. Ich übrigens auch nicht 😀 Gott sei Dank bietet Tante Google dafür einen Übersetzer an, sodass das einkaufen nicht mehr ganz so schwierig wird. Und da ich nicht als Einzige auf die Idee gekommen bin, gibt’s zu dem ganzen Thema auch eine Facebookgruppe mit Linkliste und Übersetzungshilfe: Günstig Stoffe kaufen im Ausland Gut, die allgemeinen Beiträge sind eventuell nicht soo interessant für uns Mittelalterbegeisterte, aber allein wegen der Linkliste und den Tipps lohnt es sich, da mal reinzuschauen.
9. Tauschen oder alte Kleidung auftrennen/umnähen
Mein Papa sagt immer:“Kind, du wirst nur von dem Geld reich, das du nicht ausgibst“. Und irgendwie hat er ja recht. Es bringt ja nichts, wenn man dauernd günstige Stoffe kauft, die man später nicht verwendet. Und Nein, ich halte mich da auch nicht so oft dran 😀 Ich bin eher der „haben ist besser als brauchen“-Typ. Aber man spart halt nur so richtig, wenn man nichts Neues kauft.
Deswegen ist es ab und an sinnvoll, sich von alten Sachen zu trennen. Am besten ruft ihr eure nähbegeisterten Freunde an, mit denen ihr schon die Sammelbestellung gemacht habt, und veranstaltet eine Tauschparty. Oder ihr schaut im Internet, ob es tauschwillige Leute in eurer Nähe gibt.
Oder ihr verwertet eure alte Gewandung und macht daraus etwas ganz anderes. Die Jacke auf dem Bild existiert so auch nicht mehr. Der eine Teil ist in meine neue Tunika eingearbeitet, der Rest steckt in einem kleinen Nadelmäppchen. Außerdem macht es eine Menge Spaß sich auszudenken, wozu man die olle Hose oder das Kleid mit den vielen Löchern noch umarbeiten kann. Upcycling statt Wegschmeißen… oder so ähnlich!
So, das waren meine Erfahrungen zum Thema „Stoffe kaufen“, zum Schluss gibt es noch eine kleine Linkliste, mit günstigem Woll- und Leinenstoff.
Linkliste
Das ist eine kleine Liste der Shops, bei deinen ich schon bestellt und gute Erfahrungen gemacht habe. Die Liste wird ständig erweitert und aktualisiert. Selbstverständlich gibt es noch viel mehr Händler. Allerdings möchte ich nur Shops verlinken, bei denen ich auch wirklich schon bestellt habe (sonst könnte ich ja hier alles aufschreiben :D) und von denen ich meine, dass sie gut sind. Die mit * markierten Links sind außerdem Affiliate Links. Das bedeutet, dass ich eine kleine Provision erhalte, wenn ihr über diesen Link einkauft. Das kostet euch keinen Cent extra und ihr unterstützt damit „Möhrchen und das Mittelalter“ 🙂
Schnäppchenstoffe auf Ebay* , Leinenstoff 6,95€/lfm
Ikea, Leinenstoff 7,-€/lfm
McStoff, Leinenstoff, ab 7,79€/lfm (leider nicht immer vorrätig)
Tolko-Stoffe auf Ebay*, Leinenstoff 8,50€/lfm
Tolko-Stoffe auf Ebay*, Leinenstoff in olivgrün, 7,50€/lfm
Alfatex, Wollstoff in blau, 10,-€/lfm
Ausländische Shops
budgetstoffen.nl (Niederlande)
stoklasa.de (Tschechien mit deutscher Seite) weniger Stoffe, dafür viele Kurzwaren
Wo kauft ihr denn am liebsten eure Woll- und Leinenstoffe? Habt ihr noch weitere Tipps und Ideen? Und fällt es euch auch so schwer, sich beim Stoffkauf zu beherrschen? Teilt eure Erfahrungen mit mir 😀 Uuuund natürlich nehme ich gerne wieder Linktipps entgegen 😀
Bis dahin, eine fröhliche Stoffjagd!
Möhrchen
12 Gedanken zu „9 Tipps, wie ihr günstig an Woll- und Leinenstoffe kommt“