Der ewige Krieg zwischen Histotainment und Reenactment

Kindergarten-Gehabe in der Mittelalterszene

So meine lieben Leute: Hier ist der Blogpost, auf den ich mich seit Beginn von „Möhrchen und das Mittelalter“ am meisten freue. Ursprünglich sollte dies auch der erste Beitrag werden. Allerdings wollte ich euch nicht sofort vergraulen, sodass ich es immer weiter weg geschoben habe. Bis heute.

Trommelwirbel bitte – Es geht um das ständige Gezänke innerhalb der Mittelalterszene, den ständigen Kampf zwischen Authentisch und Un-authentisch. Reenactor vs. Histotainment. A-Papst gegen Gromi. Geschichtsfanatiker gegen Gewandungstrinker… und so weiter.

Doch bevor ich hier meine lange zurückgehaltene, sorgfältig aufgearbeite Meinung ausbreite, ein paar Worte vorweg: Ja, der nachfolgende Artikel enthält unglaublich viele Klischees. Keine Frage. Es ist (m)eine Meinung zu der ganzen Sache, ich lade euch herzlich ein, in den Kommentaren mit mir darüber zu diskutieren! Ich freue mich über eure Ansichten!

Und keine Sorge: Ich schimpfe mit jedem. Mit den Reens, den Histotainments, mit mir, dir, uns allen. Außer mit den Neueinsteigern, die können noch nichts dafür. Aber sonst möchte ich hier keine Seite in Schutz nehmen oder die Schuld geben. Wenn ich schon jemandem auf die Füße trete, dann sollte ich auf alle Füße treten. Nicht wahr?

Eine kurze Beschreibung des Ist-Zustandes

Für alle Neueinsteiger, die jetzt nicht wissen, worum es geht: Die Mittelalterszene spaltet sich grob gesehen in zwei Lager. Das eine sind die Reenactors/Living History Darsteller, die im Allgemeinen eher nach historischen Funden, Bildern und ärchaologischen Erkenntnissen arbeiten. Also alles historisch gesehen akkurat und authentisch. Was nicht authentisch ist, ist nicht gern gesehen.

Im anderen findet man die Histotainments, die keinen (oder wenig) Wert auf historische Korrektheit ihrer Darstellung legen. Ich bezeichne es lieber als „Fantasy“-Darstellung, weil Vieles auf Serien, Computerspielen und Filmen des Genres beruht. Also sieht irgendwie mittelalterlich aus, hat’s in der Geschichte aber so nicht gegeben. So weit, so gut.

Wir haben also zwei Gruppen von Leuten, die das Hobby total unterschiedlich ausleben. Jeder hat andere Maßstäbe, Grundsätze und Vorstellungen, wie seine Gewandung und das ganze Equipment auszusehen hat. Problem bei der Sache: Ab und an treffen beide Mentalitäten auf dem Markt aufeinander. Und oft knallt es dann. Ihr könnt euch das ungefähr wie ein Gespräch zwischen Bayern-München-Fans und Borussia-Dortmund-Anhängern vorstellen. Hat irgendwie alles keine Substanz, aber jeder hat den tolleren Verein. Man möchte brechen.

Teilweise artet das Ganze dann in sinnlose Diskussionen aus, wer denn sein Hobby besser macht und der Gegenüber hat doch sowieso keine Ahnung. Ja meine lieben Neueinsteiger, spätestens jetzt wisst ihr, warum ich euch immer sage, dass es wichtig ist, authentisch von unauthentisch zu unterscheiden. Damit ihr für solche Situationen gewappnet seid. Oder ihnen, hoffentlich spätestens nach diesem Text, aus dem Weg gehen könnt.

 

Der typische Gesprächsverlauf

Eigentlich kann man sämtliche dieser Diskussionen auf folgendes Beispiel runterbrechen: (Gromi steht hierbei für GrobMittelalter, umgangssprachlich für Histotainment)

Gromi: „Schau mal, ich habe mir neulich diese supercoole Lederarmschützer gebaut.“

Reen: „Die sind aber nicht A!“

Gromi: „Das ist mir doch egal, ob die A sind oder nicht, das interessiert mich nicht.“

Reen: „Historisch Korrekt wäre aber…“

Gromi: „Ach, ihr A-Päpste und Gewandungsnazis“

Reen: „Wenn man das Hobby nicht historisch korrekt ausführt, kann man’s auch lassen“

Gromi: „Ich leb‘ mein Hobby, wie ich will!“

Reen: „Sieht aber beschissen aus“

Gromi: „Deins sieht auch beschissen aus“

Reen: „Meins ist aber wenigstens authentisch“

Und so weiter… Bis einer weint. Oder beide.

Mir ist bewusst, dass das ziemlich überspitzt ist, aber jede A-Debatte, in der ich dabei war, lief ungefähr so ab. Ehrlich Leute, mein 12-jähriger Neffe kann sachlicher argumentieren als ihr. Und ich spreche wieder bewusst beide Seiten an. Muss das sein? Sind wir nicht langsam aus dem Alter raus? „Uuuuuh mein Bobby-Car ist viel toller als deins!“ Sorry, aber es ist einfach nur affig. Seid ihr wirklich so verbohrt, dass ihr keine andere Meinung zulasst?

Ein Erklärungsversuch

Was war passiert? Ich kann es mir nur so erklären: Der Gromi wollte ein anerkennendes Wort für seine Arbeit. Der Reen eher sein jahrelang erarbeitetes Wissen unter die Leute bringen. Der Gromi fühlt sich in seiner Arbeit nicht anerkannt. Der Reen nicht in seinem Wissen. Aus Trotz versuchen beide, ihre Ansichten zu verteidigen. Ansichten, die nie angegriffen wurden.

Mann, Mann, Mann… Soll alles wirklich nur auf verletztem Stolz basieren? Keine Ahnung. Allerdings kenn ich auch Leute, die dir einfach IMMER ihre Meinung auf’s Brot schmieren wollen. Egal, ob man sie hören will, oder nicht. Ganz ehrlich? Meiner Meinung nach fußt alles auf mangelndem Interesse dem anderen gegenüber. „MEINE Meinung ist alles. Eigentlich rede ich nur mit dir, um MEINE Meinung darzubringen. Was du erzählst, interessiert mich gar nicht.“

Klingt hart. Ist schwer einzugestehen. Ich weiß. Vielleicht sollten wir alle mal kurz in uns gehen und uns fragen, warum wir eigentlich darin einsteigen. Um euch ein wenig zu trösten: Ich war nicht anders. Und ich kenn beide Seiten.

Als Reenactor war mir immer wichtig, sämtliche Menschen über die nicht historische Korrektheit ihrer Kleidung aufzuklären. „Das ist aber nicht A.“, war auch einer meiner Standard-Sätze. Und warum wollte ich das? Um zu zeigen, dass ich mich vermeintlich mehr mit dem Hobby beschäftigt habe, als mein Gegenüber. Ego-Push durch Belehrung, sozusagen. Mir ging es dabei nicht darum, dem anderen zu helfen. Mir ging es schlicht um meine Besserwisserei. Ja, ich fühle mich immer noch schlecht deswegen. Aber hey, ich hab‘ mich geändert!

Seit ich wieder auf der Gromi-Seite zuhause bin, hat sich das genau umgedreht. Sobald jemand mit dem großen „A“ kommt, bin ich genervt. Und ja, ich fühle mich manchmal tatsächlich ein wenig angegriffen. Obwohl ich das oft nicht müsste. Einfach, weil nicht jeder Tipp von einem Reen gleich böse gemeint ist. Und deshalb ist es Blödsinn, gleich auf Verteidigung zu wechseln, bevor man weiß, was der Gegenüber überhaupt sagen möchte.

Schluss damit!

Wie ihr seht, nehme ich keine Seite in Schutz. Und deshalb geht meine Bitte auch an Alle. Hört auf mit dem Scheiß! Es gibt da draußen schon genug Intoleranz, da müssen unser (sonst sehr offenes) Hobby doch nicht auch noch mit dem Blödsinn versauen. Das macht so keinen Spaß. Zumal es irgendwie mehr Gemeinsamkeiten, als Unterschiede sind.

  • Wir haben alle unsere Freude daran, in Baumwoll- und Leinenzelten zu übernachten. Egal ob Dauerregen oder 35 Grad im Schatten.
  • Wir lieben Lagerfeuer, gute Getränke und nette Menschen.
  • Wir stecken alle sehr viel Zeit und Geld in unser Hobby. Und ganz viel Liebe!
  • Wir fahren teilweise hunderte von Kilometern, um auf den Komfort und die Einfachheit der modernen Welt zu verzichten

Und vor allem:

  • Für die Außenstehenden sind wir alle Spinner! Egal, ob im historischen Gewand oder als Fantasy-Elfe.

Kommt schon. Das sind doch fünf super Gründe, um das Kriegsbeil mal beiseite zu schaffen, oder? Es gibt so viel, was wir von einander lernen können. Und auch das gilt auch für beide Seiten! Beispiele gefällig?

Was der Reenactor vom Gromi lernen kann:

  • Einfach mal den Markt genießen. Ohne A-Brille und ständiger Suche nach Dingen, über die man schimpfen kann. Lasst die Atmosphäre auf euch wirken, unterhaltet euch mit Leuten, hört euch völlig unauthentische Mittelalter-Musik an. Das macht Spaß!
  • Sich auch von moderen und phantastischen Dingen inspieren lassen. Klar, ihr solltet die Dinge nicht 1:1 übernehmen. Aber es ist doch mal ganz spannend nachzuschauen, worauf Fantasykleidung eigentlich basiert. Ich schaue mir z.B. gerne Fantasyklamotten an und such dann nach den historischen Pendants. Ist unglaublich interessant!

Was der Gromi vom Reen lernen kann:

  • Geschichtliche Kenntnisse sind nie schlecht. Und tun nicht weh. Uuund können ziemlich spannend sein.
  • Alte Handwerke und Handarbeitstechniken können auch super in einer etwas moderneren Form umgesetzt werden. Historische Schnitte sind für’s Reenactment, wie für’s Fantasy geeignet. Also ebenfalls eine tolle Inspirationsquelle!

Seht ihr? Wenn man dem gegenüber zuhört, sich für ihn und seine Ausübung des Hobbys interessiert, profitieren alle davon! Lasst das nächste Mal einfach die Vorurteile zuhause, packt dafür die doppelte Menge Interesse ein. Dann wird es sicher ein lustiges Lagerwochenende, ohne nervige Diskussionen!

Zum Abschluss

Natürlich ist mir klar, dass nicht alle so sind. Es gibt viele, tolle Leute, mit denen man sich gut unterhalten kann. Die vielleicht sogar beides machen – Fantasy und Reenactment.

Am liebsten sind mir die Menschen, mit denen ich abends gemütlich am Lagerfeuer sitze. Alle haben einen Becher in der Hand. Es wird wild durcheinander geredet. Irgendwann erzähle ich dann, dass ich mir letztens mit der Nähmaschine in den Finger genäht habe. Und von nebenan kommt dann: „Ja, ich hab mir beim Handnähen auch 5x in den selben Finger gestochen.“ Und dann lachen wir alle, weil wir zu blöd sind, unser Handwerkszeug zu bedienen. Ich mit meiner maschinengenähten, mein Gegenüber mit der handgenähten Tunika. Es werden neue Getränke geholt. Alle lachen immernoch. Und haben Spaß!

Das sind die Momente, in denen ich mir denke: Mensch, trotz des ganzen Rumgemeckers… Mein Hobby ist einfach das wunderbarste der Welt!

In diesem Sinne, habt euch lieb!

Möhrchen

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25 Gedanken zu „Der ewige Krieg zwischen Histotainment und Reenactment

  1. Martin Wurbs

    Ich bin gespannt auf meinen ersten Markt und bin immer wieder begeistert wie gut Du schreiben kannst. ????

  2. Corvyna Flammenhaupt

    Welch wunderbare Worte von Dir! ????
    Ich bin seit über 6 Jahren im Mittelalter (Verein) unterwegs. Mit allem drum und dran. Lagern, Marktbesuche, Gewandungen nähen, Möbelbauen u. v. a. Nach reiflicher Überlegung, bin ich zu der Feststellung gekommen, dass wir weder Reen noch GroMi sind. Wir sind wohl eher so ’ne Art „Mittelalter-Hybriden“. Jeder hat sein(e) Interessengebiet(e) . Und könnte entsprechend darüber erzählen oder etwas zeigen. Auch wir lieben unser Hobby. Und das ist es doch auch. Ein Hobby! Und kein Wissenstest in der Schule. „Jetzt hast Dir aber ein Sternchen verdient und der kleine GroMi muß in die Schäme-Ecke!“ Wir alle freuen uns, für ein paar Stunden oder Tage, in eine andere Welt, ein anderes Leben einzutauchen!
    Natürlich frage ich mich manchmal, ob A-Päpste den Menschen im Mittelalter wirklich jegliche Form von Fantasie absprechen?! Was nicht belegt, ausgebuddelt oder sonstwie nachgewiesen wurde, das konnte es niemals gegeben haben?! Dann hab ich insgeheim ein kleines schlechtes Gewissen, weil ich an meinem historischen Gewand ein Fitzelchen verändert habe oder ich bei 40 Grad im Schatten nicht in voller Montur über den Markt stolpere. Denn auch bei Hitze oder Kälte sollte unser Hobby immer noch Spaß machen und nicht krank!
    Für meinen Teil werde ich weder die verbissenen Besserwisser noch die chronischen Ich-sauf-mich-durchs-Wochenende-Lagerer jemals verstehen.
    Liebe Grüße
    Corvyna????

    • Huhu Corvyna 🙂
      Vielen Lieben Dank für diesen tollen Kommentar! Ich gebe dir absolut Recht – es ist ein Hobby und es sollte auch ein solches bleiben. Und ja, das schlechte Gewissen in der Hinsicht kenne ich auch 😀 Aber wie du schon sagst: Es soll Spaß machen. Und dafür muss man sich auch 100%ig wohlfühlen in seiner Kleidung. Dann lieber das kleine Fitzelchen verändern 🙂
      Ganz ganz liebe Grüße und weiterhin viel Spaß wünsche ich dir 🙂
      Möhrchen

    • Entschuldige, aber gerade die Einstellung „Natürlich frage ich mich manchmal, ob A-Päpste den Menschen im Mittelalter wirklich jegliche Form von Fantasie absprechen?! Was nicht belegt, ausgebuddelt oder sonstwie nachgewiesen wurde, das konnte es niemals gegeben haben?!“ ist das große Problem an GroMi-Hobbyisten.
      Entweder man ist authentisch oder nicht. Nicht authentisch sein ist okay, dann sollte man aber auch klar dazu stehen, dass das Kostüm oder die Requisite nicht historisch ist und nicht mit Ausreden wie „Könnte es aber gegeben haben …“ kommen. Und auch Zuschauern klar vermitteln, dass sie keine historische Rekonstruktion sehen, sondern eine Darstellung, die der Fantasie des Darstellers entspringt.

      Ich bin übrigens keine Historiendarstellerin, sondern Larperin – und finde es furchtbar, wenn Eltern ihren Kindern erklären „Schaut mal, so sahen die Leute im Mittelalter aus!“, während sie auf eine Fantasy-Gruppe zeigen, die nur so tut, als wäre sie mittelalterlich. Man kann entweder ein korrektes Bild vermitteln, oder sich als Fantasy-Gruppe positionieren, oder man vermittelt ein falsches Bild, tut aber so, als wäre es korrekt. Letzteres finde ich nicht in Ordnung – auf internen Veranstaltungen kann jeder machen was er will, aber wenn man als Darsteller irgendwo hinfährt, ist man m.E. auch dafür verantwortlich, dass die Leute erkennen, ob sie eine Mittelalter- oder Fantasygruppe sehen.

      Es ist nichts verwerflich an Histotainment – solange es als solches erkennbar ist. Histotainment, das sich als „das echte Mittelalter“ hinstellt, lügt die Besucher an, und das mag ich nicht.

      • Digne

        Erstmal, ich versteh das. Wenn man nen pädagogischen Anspruch hat, kriegt man nen Knall, wenn Leute dummdreist agieren und die Geschichte verdrehen.

        Nur, wie willste denn das kennzeichnen; das Bewusstsein der eigenen Begrenztheit -sprich Histotainment?
        Mit nem gelben Label, damit der Inhaber des einzig wahren Glaubens gleich weiß, dass seine Belehrungen hier ins Leere laufen werden?

        Ich hab mich immer schon für Archäologie interessiert und es ist keine Frage, dass ich mir immer mal wieder neuere Forschungen ansehe. Wenn sie erreichbar sind.

        Ab wann ist jemand denn wahrhaftig authentisch?
        (Ich denk jetzt mal an Wikinger, -mein Thema)
        Wenn er die Schafe selbst gezogen hat, -natürlich in der Region, die er darstellt. Deren Wolle gesponnen, korrekt gefärbt und auf nem selbstgebauten zeitgemäßen Webstuhl verwebt. Zugeschnitten mit Bügelschere. Handnähte mit Knochennadel und eigenem Garn, certainly.
        (https://northernwomen.org/project-2/)

        Und wird doch im Kopf behalten müssen, dass er hier eine Kleidung propagiert, deren Authentizität sich primär auf Grabbeigaben stützt und vielleicht auf historische Texte.

        Man wird kaum um Kompromisse herumkommen. Und, wie ich unten schon anmerkte: in der superauthentischen Kleidung steckt regelmäßig ein temporärer, aber überhaupt nicht ‚zeitgemäßer‘ Mensch.

        Ich bin sehr fürs Versuchen von Authentizität und fürs Vermitteln von Wissen, -aber auch für sowas wie Demut. Auch und besonders für den Reenactor.

        • Geizhals

          Ne Möglichkeit das zu ‚kennzeichnen‘ wär es quasi wie das MPS zu machen und es sich ganz platt auf die Fahnen zu schreiben a la ‚Nicht authentisch, sondern phantastisch‘ – oder für Histotainment der Disclaimer ‚die nachfolgenden Inhalte sind keine akkurate Darstellung des Mittelalters, da das Mittelalter verdammt lang war und es nicht das Mittelalter gibt, sondern eine romantisierte phantastische Annäherung’…oder sowas… (humoristische Überspitzung)
          – für nen Lager dann eher weniger auf Fahnen, Banner und Co… aber was ich selbst schon gesehen hab (auch wenns leider ne Weile her ist) warn Lagergruppen die ganz simpel Info-Boards stehen hatten an ihrer ‚Umzäunung‘ bzw ‚Umseilung‘ – in der Regel stand da Kram zur Darstellung drauf, stilecht auf Papier in Klarsichthüllen ans Brett geheftet, manchma sogar mit Handzettelchen zum mitnehmen, etc etc – warn in dem Fall ‚richtige‘ pädagogisch Wertvolle Gruppen mit Mehrwert und Lehrwert, aber ab und an kann man sich bei denen ja was abgucken.
          Sowas ließe sich auch machen wenn man darauf hinweisen will ‚hey, wir sind nicht „authentisch“ sondern phantastisch, aber wir können trotzdem tolle handwerkstechniken die wir euch gerne zeigen oder sonstwas“ – wo ein Wille ist ist auch ein Weg und so wenn einem wichtig ist Besucher drauf aufmerksam zu machen dass man nicht ‚authentisch‘ ist sondern.. .sonstwas…bla.

          In erster Linie läg hier die Verantwortung bei den Veranstaltern von Märkten und Spektakeln zu vermitteln ob es um Living History, Reenactment, Histotainment oder Phantasterei geht – ok.. der 08/15 Besucher vergisst das eh, dem is egal ob Wikinger Hörnerhelme hatten oder nicht – der is für Spaß und Feuer und Schwerter und Leute die sich gegenseitig zerkeilen da. Aber an sich lägs beim Veranstalter gemäß des Schwerpunkts seiner Veranstaltung die Lageristen zu filtern und bei pädagogischem Anspruch was Darstellung angeht Gruppen abzusagen die halt nicht in diese Sparte passen. (….was auch unglaublich selten passiert, weil iiiirgendwie muss man den Platz ja voll kriegen und mehr ist immer besser blabla…)

          Und klar – richtig „authentisch“ kann man nicht sein – und eigentlich ist das große A auch ein echter Bullshit Begriff weil er halt iiiiimmer wieder zu so ‚aber niemand kann 100% A sein, oder baust du deine eigenen Schafe und Färbestoffe und blaaa an – ich denke nicht‘ Diskussionen führt die echt nix zur Sache beitragen sondern oft noch dazu führen dass Leute unter dem Schirm von ’niemand ist 100% A – i do what i want‘ eben genau das tun – ma mehr mal weniger krass ….
          Ich kenn Leute die reden in dem ganzen Kontext von Funden und Rekonstruktionen lieber von ‚belegbar‘ statt von ‚authentisch‘ und mMn ist das vielleicht ne bessre Vokabel für die Diskussion, weil ja… 100% ‚authentisch‘ – wie ? Aber ‚diese Kleidung ist auf Basis der aktuellen Fundlage basierend auf Grab soundso, Ort soundso etc etc, erstellt worden‘ ist halt möglich.
          (Genau wie im Extremfall ne Annäherung ans Authentische möglich wäre indem man sich bemüht alles selbst zu machen und nur auf ‚authentische‘ Materialien zurück zu greifen, etc etc… aber das ist halt schon sehr ambitioniert und dann sicher ne Klamotte die man lieber als Ausstellungsstück ins Museum packt bei all der Arbeit dahinter..)
          Genauso wie man halt sagen kann ‚ich habe meine Ausstattung an die Funde so und so angelehnt, aber bin da und da abgewichen vom Fundbild, weil…‘ – das ist dann nicht mehr ‚belegbar‘ ggf, aber im besten Fall noch ‚plausibel‘ – wie die Sache mit den Lamellenrüstungen bei den Wikingern – Fundlage? eher meh.. gab es so Rüstungen und hätten sie das Wissen erlangen können durch Reisen und Handel? möglich – ergo: plausibel, aber gegenwärtig nicht belegbar.
          Aber das schöne an Histo-Kram is ja dass nix in Stein geschrieben ist – es gibt sooo oft neue Erkenntnisse und Durchbrüche, was heute als unumstößlich gilt ist in nen paar Jahren manchma schon veraltet – manchmal kommen Belege bei rum für Dinge die man vorher nur vermutet hat, manchma was andres – aber im Moment hat man eben nur das was zu diesem Zeitpunkt belegbar ist und alles drüber hinaus ist Vermuten und Schätzen und hat absolut seinen Platz – aber nicht in nem ‚das sind die Fakten‘ Kontext.

          Und ich glaub auch gar nich dass Hana dir Kompromisse absprechen wollte – se hat halt nur richtigerweise betont dass es schon wichtig ist zu Kennzeichnen was belegbar ist und was nicht, grad wenn verschiedene Standarts auf einer Veranstaltung aufeinander treffen und halt um Besuchern kein falsches oder verzerrtes Bild zu vermitteln.
          Und klar, jeder der sich den Arsch aufreißt zu recherchieren und alles hat Reschpekt verdient, aber jeder den ich kenn, der sich den Arsch aufreißt zu recherchieren und alles, und gezwungen ist wegen irgendwas Abstriche an der Konstruktion zu machen und Kompromisse einzugehen weist halt auch drauf hin, weils in der Regel Sachen sind die die Leute selbst wurmen oder wo se aus was für Gründen auch immer Abstriche in Kauf nehmen weil (hier Grund einfügen) – Gründe gibts ja immer und sich absolut nicht verwerflich…. ok – außer ‚ich habe mein Köningsgewand aus Bomull genäht weil ich cheap as fuuuuu…nk bin‘ – das.. das ist verwerflich.

          ….und jetzt ist es spät und ich hab viel zu viel geschrieben und keine Lust nochma drüber zu lesen… also.. wer rechtschreibfehler findet draf sie behalten.

          Blablabla – viele Grüße an die Füße,

          Geizhals, müde hitzegebeutelte Larp-Tante

          • Digne

            Gut gebrüllt Löwe 🙂
            Ehrlich, -gefällt mir.
            Offensichtlich stört am Problem jeden auch nochmal nen anderer Aspekt daran.
            Mich stört, wie Leutz ihr Ego füttern und sich abgrenzen (>um andere zu redlinen) mit etwas, das sich -bei allem Respekt- doch letztlich nicht dazu eignet, weil letztlich auch relativ.

            Hana stört, so wie ich sie verstehe, die mögliche pädagogische Fehlorientierung der Zuschauer, wenn sich Reenactment und Fantasy ungelabelt mischen.

            Und wir wissen, dass sich Marktbetreiber meist eher um den Reibach sorgen (müssen) als ‚Belegbarkeit‘ zum Ziel erklären zu können.

            Möhrchen stört, dass Menschen sich nicht leben lassen können ohne das Trennende zu betonen, indem sie Haarespalten, statt zu zusammen zu feiern und sich gegenseitig nicht als Bedrohung anzusehen. So wie ichs verstanden hab.

            Du (Geizhals) bist ja näher dran als ich. Ich war immer nur interessierte Randgruppe. Vielleicht kann ich noch nen weiterführenden Gedanken beisteuern. Mir fiel im Lauf der Jahre mal auf, dass das MA-Thema ja aus ieinen Grund immer noch beliebt ist. Ich vermute, da gibts nen BEDARF dahinter.
            Wie auch Kirchen jahrhundertelang immer wieder umgebaut und dem Zeitgeschmack angepasst wurden, auch die Märkte zB Musiker dazu brachten, das ‚alte‘ Thema aufzugreifen und ungeniert zu variieren, inkl. eines Boho-Lebensstils. Obwohl nicht authentisch, schien die Szene sich eine eigenes neues Mittelalter zu erschaffen.

            Befruchtet, -aber nicht beeinträchtigt von der Forschung.
            DAS, (oder besser, dieser mein Gedanke) gefiel mir richtig gut.
            Ich sah darin sowas wie zivilen Ungehorsam einer zunehmend entmenschlichten Gesellschaft, einem unübersichtlichen ungerechten politischen System gegenüber.
            Sowas wie ein temporäres Modellspiel, so ähnlich wie die Versuche 2011/Occupy.

            “You never change things by fighting the existing reality.
            To change something, build a new model that makes the existing model obsolete.”
            ― R. Buckminster Fuller

            Aber dieser Bogen ist nun wirklich nicht jedermans Sache -und selbst für mich ziemlich utopisch.

  3. Geizhals

    Schäm dich Möhrchen, einfach wieder ein Thema verfassen wo ich nicht die Finger zu still halten kann (du merkst – ich werde langsam vom Gelegenheitsleser zur Stammkundschaft, verteilst du zufällig Stempelkärtchen? 10 Kommentare – 1… was auch immer.. gratis ?)

    Nein, Spaß beiseite (so halb) – mal wieder ein guter, und mMn wichtiger, Beitrag – die Kebbelei zwischen den verschiedenen Seriösitätsgraden in Mittelalter, Larp und Co ist einfach etwas mit dem man früher oder später konfrontiert wird, ob man will oder nicht, und bei dem man immer irgendwann denkt : Boa Kinnas, kriegt euch ma ein.
    Schadet nie darauf vorbereitet zu sein, grad wenn man nicht mal ansatzweise aaahnt in was für Wespennester man da stechen kann – weil dass es damit ma aufhört, das wag ich inzwischen zu bezweifeln.

    Ich selbst bin ja eher im LARP zuhause (und das ist ja nochma sein eigener Mikrokosmos aus Reenlarpern, Histo-Spacken, Wappenlappenträgern und MigthyEvilAssassinsOfDoom(tm) – und allem was dazwischen liegt…) aber da gibts ja im Prinzip die selbe Grundsatzdiskussion wann immer Spieler mit verschiedenen Vorstellungen aufeinander treffen und drum streiten wer jetzt im Hobby-Sandkasten mit den schöneren Förmchen spielt und die tollere Burg baut.

    Pro für die A-Päpste und alle dies werden wolln ist halt dass sie echt ne unglaubliche Menge in Recherche stecken und man halt von denen am ehesten etwas lernen kann gefühlt – seis jetzt pures Wissen oder Handwerkstechniken – du bist auf der Suche nach was bestimmten? Wüsstest gern wo du Material und Zubehör für dein nächstes Projekt kaufen kannst? Wo es Tutorials gibt für die obskursten Handwerkstechniken? – Fear not – A-Päpste wissen (verdammt oft) Rat und scheuen sich nicht dir Links, Empfehlungen und Ratschläge um die Ohren zu haun bis du bewusstlos wirst.
    Und grad angesichts dessen dass das gängige Grundwissen vom finstren Mittelalter bei unglaublich vielen Markbesuchern auf diversen Spielen, Fernsehserien, Filmen und der gelegentlichen Galileo oder N24 ‚Doku‘ basiert sind A-Päpste ne unschätzbar wertvolle Ressource um halt _richtiges_ Wissen zu vermitteln, oder eben Wissen um banale Alltags Dinge abseits von großen Daten und Schlachten.
    Und belegbare historische Schnitte, Verfahren und Co sind halt auch einfach verdammt interessant – und honestly, wer die Eier hat in hautengen Beinlingen oder mit Schleifchen und Co durch die Gegend zu hüpfen, der hat schon was charmantes. Es sieht manchma so wunderbar panne aus …ich wünschte ich hätte die Beine dafür 🙁

    Größtes Con für mich damals, als ich grad mit dem Hobby anfangen wollte, war halt wie unglaublich nervig ‚Authentiker‘ sein können – leider gibts da doch genug denen der eingebildete Elitismus was zu sehr zu Kopf gestiegen ist und die verächtlich auf alles herab schaun was nicht so ‚A‘ ist wie sie selbst oder eben nicht gleich mit den höchsten Ansprüchen an Authenzität in das Hobby einsteigen wolln.
    Und dass offenbar manche gern ‚A‘ als Anlass sehn ganz in Ruhe und ‚historisch belegt‘ ihrer Frauenfeindlichkeit zu fröhnen und son bisschen ihre Komplexe auszugleichen damit. Da hört man halt auf nette Anfragen schonmal: ‚Du müsstest ein Kleid tragen. Und typisch feminine Rollen annehmen, Lagerkram und so. Und kämpfen ist nich für dich – nein, du kannst dich auch nicht als Kerl verkleiden, du bist ja keiner‘ – klar, Extrembeispiel, aber das war der Moment wo’s das für mich war mit dem Reenactment und Co und der innere Trotz gesagt hat : Fuck it, fuck you – Larp it is then! (Wo’s so Kevins zwar auch gibt die gern drauf pochen dass Frauen keine Kriegerinnen/Ritterinnen/whateverinnen spielen können weil NICHT AUTHENTISCH – like.. klar, der Ork da ist authentisch, aber die Lady in schnieker Rüstung wird nicht ernst genommen – aber bisher zum Glück nur von gehört, und nicht getroffen)

    Pros für die Gromi Fraktion ist dass sie halt einfach die Veranstaltungen genießen und sich oft einfach bolle freuen für sich und andere. ‚Ich hab da was tolles gemacht‘, wie dus oben erwähnst, wird da eben mit ‚Uhhh‘ und ‚Aaah‘ aufgenommen, anstatt mit ‚Joa… Nett. Die Rollschnallen da sind aber nicht authentisch, du solltest welche in der oder der Form nehmen, aus Messing, besser gegossene aus Bronze, blablabla‘ (Immer schön merken Kinder – ’nett‘ ist die kleine Schwester von Scheiße – und ‚okay‘ ist der hippe Adoptivbruder von beiden)

    Was mir an vielen Gromi-Leuten die ich bisher getroffen hab aber unglaublich auf den nicht vorhandenen Sack geht ist wie unglaublich oft sie Dinge als ‚total authentisch‘ abstempeln und sich damit profiliern wolln wie toll sie sind. Was bei mir halt nur zu innerem Kopf>Tisch führt und dem Zwang zurück zu halten wie gern ich denen um die Ohren knalln würde dass nein, tiefstes Industrie-Schwarz und sog. ‚Wikinger-Steckstühle‘ absolut nicht authentisch sind, etc etc. nerviger Semi A-Nerdrage den keiner hören will – aber bei Leuten die nicht in der Materie sind dann vermutlich klappt und Erstaunen und Lob erntet – aber eben gleichzeitig den Leuten nen völlig falsches Bild vermittelt was ihnen da als ‚authentisch‘ angepriesen wird (…übrigens auch ein Problem was ich mit vielen Mittelalter- und Larp-Shops habe. Voll authentisches Gothic-Mittelalter Kleid aus Pannesamt und so – ja.. ne du.)
    Dieses Verhalten schreib ich aber auch son bisschen dem Stigma zu das Fantasy und Larp in der Mittelalterszene son biiiiisschen… sagen wir ‚genießen‘ – dass selbst übelste Gromi Leute halt noch auf biegen und brechen ihre Darstellung als ‚irgendwie authentisch mittelalterlich‘ rechtfertigen wollen, nur um halt nicht in die böse Fantasy-Ecke gesteckt zu werden – dabei wär es sooo viel einfacher wenn manche einfach ma den Stock ausm Arsch kriegen und eingestehn würden ‚Ja, is halt Fantasy und wies uns eben gefällt, mit kewlem roten Wappen auf schwarzem Grund – who cares? Freibier!‘

    Das alles fördert leider auch son bisschen den Spalt zwischen A-Päpsten und Gromis und facht den Szene-internen Konflikt immer weiter an. Und führt letztlich dazu dass für die ‚Authentiker‘ jedem der auch nur erwägt mal was anders zu machen ‚weil es praktisch ist‘ ‚weil es wie ne gute Idee wirkt‘ etc etc. gleich mit unglaublich viel Skepzis entgegen schlagen. Und die Gromis absolut kritik-unfähig werden – weil jede Kritik und jeder Vorschlag gleich als Angriff und verstecktes ‚du bist voll blöd, weil‘ interprätiert wird. Kindergarten halt.

    Und im Larp.. haben wir im Prinzip das selbe Problem – nur dass da die Achse von A bis Bäh (sorry, der musste sein) um zwei weitere Dimensionen erweitert wird (für alle nicht Larper: nämlich Power-Level (zb. gibt es Magie? wie krass?) [high-low] und Fantasygrad (gibt es fantasyrassen? creatures? welche? etc blabla)[high-low] (… und wenn man gaanz pingelig sein will noch nen dritter Zusatz: Punktespiel (Fertigkeiten werden mit Punkten gekauft, Charaktere leveln im Spiel auf) bis DuKannstWasDuKannst(selbsterklärend))) – like… yeah… der A-Papst vs Gromi Konflikt nur mit noch mehr Grundlagen für Beef (oder Tofu).

    Und ich merke.. ich schweife mal wieder ab weil das einfach so ein schönes furchtbares Finger-wundschreib-Thema ist…

    Letztlich sind sowohl A-Papst als auch Gromi berechtigt in ihrer Existenz – und füllen quasi unterschiedliche Lücken im Hobby, die A-Päpste sind wichtig für Außenarbeit, Bildung bei zb Museumsveranstaltungen und auch iwo wichtig für Forscher fürs Verständnis einer Zeit die halt schon ne Weile vergangen ist und von deren Alltag es nicht so viele Aufzeichnungen gibt wie man gern hätte. (Stichwort Experimental Archäologie)
    Gromis sind die die halt einfach gern gechillt nen Wochenende Spaß im Mittelalter-Hobby haben und abschalten wolln – was ja auch ne absolut legitime Sache ist; es ist halt gelebte Entschleunigung gemischt mit nem bisschen Helden-Feeling – braucht man ja auch mal. (Nicht dass A-Päpste nich auch Märkte einfach genießen können – am ehesten kann mans sich vermutlich wie ne Schulklasse vorstelln: die Gromis sind die gechillten Kinder die hinten sitzen und machen was sie wolln, die A-Päpste die Streber aus der ersten Reihe die sich für alles interessiern) ((was jetzt nicht wertend gemeint ist – gezeichnet: Ein Streber aus der ersten Reihe wo sich für alles interessiert hat, aber für nichts lang genug und deswegen gechillt gemacht hat was sie wollte))

    Mein persönlicher Konsenz ist : Fantasy, ja gerne – aber mit Köpfchen.
    Für mich selbst ist Fantasy =/= everything goes – und zugegebener Maßen gehen mir Leute die das gleichstellen, egal ob aus der selben Sparte oder von außen, immer ziemlich auf den Sack. (Übertreibung: ‚Ew – Fantasy.. ist für mich Abfall‘ und ‚Hurr durr – ich spiele einen Drachen-Vampir-Assassinen-Elfen mit Katzenohren und Samuraischwertern – im Mittelerde Hintergrund!‘)
    Zu guter Fantasy gehört meiner Meinung nach ebenso Recherche und gründliche Überlegungen wie zur ‚authentischen‘ Rekonstruktion – klar, man hat mehr Freiheiten, aber Kleidung wirkt eben viel besser und realistischer wenn sie eben das ist – real. Große Produktionen mit super Visuals nehmen sich ja nicht umsonst Vorbilder für ihre Kostüme, Landschaften und Co aus der realen Welt.
    Bspw. Herr der Ringe / Hobbit – Gondor hatte entfernte Anleihen an Antike (und Renaissance), Rohan Kelten und Wikinger; Zwerge Art Deco + zb. Tudor-Kleidung (vor allem die Kleider und Mäntel der zivilen Zwerge), etc etc.
    Oder – mein nicht so heimliches Lieblings-Franchise weil ichs jedem früher oder später entgegen zimmer – die Witcher Games – unglaublich viel der Kleidung der NSC ist schlicht und einfach mittelalterlich, klar ist auch phantastisches dazwischen und Übertreibungen, bleibt nicht aus – aber die Basis ist halt sichtbar und das macht es so unglaublich realistisch und atmosphärisch, schon allein von der Kleidung her – und das ist eben die Art Fantasy die ich persönlich nice finde: Histo-Spacken Basis und dann ein bisschen Phantastik drüber gestreut.

    Wo man sich selbst verortet ist für jeden ja eh anders in sonem breit gefächerten Hobby mit so vielen verschiedenen Zeiten, Regionen, Anspruchsgraden, etc etc.
    Hauptsache ist am Ende dass alle Spaß haben mit ihrem Hobby und man endlich mal ‚Leben und leben lassen‘ son bisschen mehr verinnerlicht – einig wird sich die Szene nie, darüber kann man sich einig sein, dafür steht zu viel altes Gestichel und Sparten-Denken im Raum.
    Und am Ende bleibt eh jeder in seinem Sandkasten und wenn findet nur eine langsame Annäherung statt (so mein Gefühl), aber solang sich weiter alle einig sind dass echte Nazis endlich ma aus der Szene vertrieben gehörn – und jemand den betrunkenen Wikingern nach dem 10ten lauten unglaublich nervigen OOOOODIN Ruf der über den Markt hallt endlich ma Met wegnehmen und nen Knebel in die Fresse schieben sollte – ist im Prinzip dann ja auch weiter alles gut…. Bis zur nächsten Grundsatzdiskussion

    Liebe Grüße,
    Geizhals

    • Hey Geizhals ????
      Deine Kommentare sind sooo großartig! Also jetzt mal im Ernst, wenn der Kommentar so lang ist wie der eigentliche Blogpost, ist das einfach nur Hammer cool! Vielen Dank dafür ????
      Ich hatte mir auch eigentlich eine Gliederung gemacht, wie ich darauf antworten möchte. Bin jetzt aber der Auffassung,dass das wahrscheinlich nur aus „ja,gebe ich dir absolut Recht, haha, ja, das kenne ich“ und so weiter bestanden hätte. Kurz gesagt: dem ist nichts hinzuzufügen! Und mit dem „du bist ’ne Frau, zieh gefälligst ein Kleid an“ sprichst du mir aus der Seele! Wie oft musste ich mich dafür schon rechtfertigen. Das ging bis „wenn du eine Haube trägst, fällt nicht so auf, dass du kurze Haare hast“ – Da fällt dir dann spontan auch nichts mehr zu ein, sag ich dir. Naja, wie dem auch sei. Solange man drüber lachen kann 😀
      Jetzt muss ich mir nur noch ein Stempelkärtchensystem für den Blog ausdenken ???? Einfach, damit ich noch mehr dieser großartigen Kommentare lesen kann 😀 vielleicht gibt’s dann bald eine „Hall-of-fame“ der liebsten und besten Kommentare.
      Bis zum hoffentlich nächsten Finger-wundschreib-Thema ????
      Viele liebe Grüße
      Möhrchen

      • Geizhals

        Ach, mach dir kein Stress Möhrchen was Antworten angeht – ich bin schon froh wenn man mir nich sagt ‚Kind, lass ma – halt dich kurz‘ xD
        Also danke für die liebe Antwort 😀

        Und ja – kann mir vorstelln dass das nervig ist, irgendwann ists mit dem Lachen ja auch aus, grad wenn Leute immer wieder was finden wo se Vorschläge ein bringen meinen zu müssen – vielleicht mal ne Innitiative ?
        Titel: dumme Antworten wenn dumme Typen dumme Vorschläge machen weil du ihnen nicht ‚A‘ genug bist
        Beispiele: ‚trag mal ne Haube um deine kurzen Haare zu verstecken‘ ‚trag ma nen Sack um deine olle Fresse zu verstecken, Jerry‘ – ‚du kannst nicht kämpfen, du bist ne Frau‘ ‚du kannst auch nicht kämpfen und tust es trotzdem, Jerry‘ – ‚Hosen sind für Frauen un-A – trag ein Kleid‘ : genervte Mittelalterenthusiastin benutzt [Powermove] – [Powermove] entfernt [Hose] – es war sehr effektiv – das wilde [Jerry] ist verwirrt – es hat sich in seiner Verwirrung selbstverletzt – …oder so ähnlich :O

        Ich freu mich auf jeden Fall schon auf deinen nächsten Blog-Beitrag – halt die (M)Öhrchen steif ;D und viele liebe Grüße

        Geizhals

    • Magnus Heinrichson

      Hallo Geizhals.
      Wenn Du A-Päpste und GroMis mit Strebern und Chillern vergleichst (find ich übrigens top ), sitze ich in der Schulklasse so in der Mitte. Von jedem ein bisschen und relaxed-wissend durch´s Leben schweben.

  4. Magnus Heinrichson

    Hallo Möhrchen.
    Super geschrieben, kommt mir alles sowas von bekannt vor. Bin bei Facebook auch in zwei Gruppen („Mittelalter selbstgemacht“ und „Freunde des Mittelalters ohne Probleme mit A“) und wenn ich manchmal lese, was da so abgeht überlege ich mir auch öfter, die Gruppen wieder zu verlassen. Aber dann gibt´s auch wieder A-Päpste, die mit den GroMis gut auskommen und auch anders rum. Dann bleibt man halt drin inner Gruppe, packt das Popcorn aus und amüsiert sich über die Honks, die alles zu Ernst nehmen.

    Gruß
    Magnus Heinrichson, GroMi erstes Lehrjahr 🙂

    • Huhu Magnus,
      Ja, in der „Mittelalter selbstgemacht“ Gruppe bin ich auch 😀 Da geht manchmal echt die Post ab! Aber stimmt schon, aufregen bringt da meist wenig, oft tu ich mir die Diskussionen gar nicht mehr an. Da hilft wirklich nur noch Popcorn und drüber lachen 😀
      Ich freue mich, dass dir der Post gefällt 🙂 Dankeschön für den lieben Kommentar.
      Liebe Grüße wünsche ich dir
      Möhrchen

  5. Digne

    Oh nett, hier bin ich wohl beim ersten Herumsuchen schon mal gut gelandet – vielen Dank 🙂

    Das Kampf-Thema ‚korrekte Positionierung‘ gibts ja in allen nur denkbaren ‚Szenen‘ -von den Katzenzüchtern (Hast du etwa keinen Kater und Altkatzen zusätzlich zu den Zuchttieren in deiner Wohnung?) bis zu den Theologen (DAS gehörte aber nicht zum Urtext der Bibel!)
    Ich persönlich habs in lokalpolitischen Gruppierungen genossen.

    Menschliches Gruppenverhalten ist spannend. ZB die Entwicklung einer eigenen Terminologie. Nicht nur für Fachdiskussionen, sondern durchaus auch um Neulinge zu entlarven. Das Entwickeln interner Regeln -das Bestehen darauf und die darauf folgende Ausgrenzung der ‚Ungläubigen‘. Das Stärken des Gruppenzusammenhalts und das Abschotten gegen die per definitionem Andersartigen.
    Nach meiner Beobachtung ist der Umgang mit der Peripherie durch eine Gruppierung entscheidend: wenn kaum noch Neue dazukommen (können), läuft sich die Gruppe bald tot. Kann jeder (Neue) machen was er will; ebenso.

    Für mich selber hab ich grad Kompromisse beschlossen.
    Ihr schriebt ja oben, dass ‚A‘ zB kaum mit der Phantasie der damaligen Menschen rechnet. Und dass, was man erhalten findet, nur einen Ausschnitt eines Kosmos darstellt. Das zwingt eigentlich schon zu einer gewissen Demut, nicht?
    Ihr schriebt auch, dass A-Leute wichtig sind -um herauszuarbeiten, was damals möglich und nachgewiesen vorhanden war. Jep! Auf der Grundlage würde ich dann nach einem ‚Zeit-Geist‘ suchen. Und herumprobieren, was der so zulässt. Davon ausgehend, dass sich praktische Menschen -zu allen Zeiten- aller Möglichkeiten auch bedienten. *g

    Hab mir amüsiert vorgestellt, wie ich per Zeitmaschine einen authentischen MA-Markt besuche – und wie sich ein Mensch von dort beim Gegenbesuch über uns kaputtlacht 😉
    Mich persönlich haben auf Märkten bisher die Sauberkeit, das Ungeflicktsein -und schreiende Farben von Gewandungen gestört.

    Sorry für das öffentliche Nachdenken -und liebe Grüße!

      • Hallo Digne,
        vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar und den spannenden „Bericht“ 🙂 Ich persönlich hatte immer die (naive) Hoffnung, dass solches stumpfe Gruppengehabe aus diesem Hobby fern bleiben könnte. Einfach, aufgrund der Tatsache, dass sich dort viele Freigeister und „Andersdenkende“ wiederfinden, die allein in ihrem „Anderssein“ schon eine Verbindung zueinander haben. Aber weit gefehlt. Wahrscheinlich ist es, wie du bereits erwähntest, „menschliches Gruppenverhalten“.
        Die Sache der eigenen Termini ist mir in diesem Sinne gar nicht so bewusst gewesen. Aber natürlich: Auch im Mittelalterhobby gibt es genug Fachbegriffe (sofern man sie so nennen möchte), die ein- bzw. abgrenzen. Spannend!
        Du bist eingeladen, gern weiterhin hier öffentlich nachzudenken!
        Viele liebe Grüße
        Möhrchen

        • Vielen Dank, Möhrchen, es ist mir eine Ehre 🙂

          Jep, du findest das Verhalten verlässlich überall. Es werden in Neugruppierungen auch immer bestimmte Rollen/Aufgaben vakant sein, die entsprechend übernommen werden.
          Aber das kann durchaus funktionieren, wenn die Chemie innerhalb der In-Group stimmt.
          Freie Geister sind für mich die innerlich wirklich Befreiten.
          Die, die gerne ‚anders‘ sein wollen, knabbern ja noch an der vermeintlich notwendigen Abgrenzung zum Anderen. Und sind damit auch anfällig für das arttypische Gruppen-Verhalten.

          Ich muss das wissen, ich bin so eine 🙂

          Mir wurde letztens plötzlich bewusst, dass A schon dran scheitern muss, dass der ‚perfekt‘ gewandete MENSCH regelmäßig zwangläufig kein bißchen authentisch ist -allenfalls für dies Jahrhundert 😉

          Danke dir -für die vielen Impulse!
          Herzlich,
          die alte Digne

  6. Kaen-Ryu

    Liebe Möhrchen,

    ich habe heute Mittag Deine Seite gefunden und ich lese immer noch fleißig was das Zeug hält (es ist bereits 18:42 Uhr.
    Eigentlich bin ich eher eine stille Mitleserin und möchte mich informieren, aber jetzt hat es mich dann auch zu einer Antwort hingerissen.
    Ich bin gerade am überlegen, ob es unhöflich wäre, wenn ich etwas hier über mich erzähle, um eigentlich nur zu zeigen, wie toll ich diese Seite hier finde und was sie in mir ausgelöst hat. Ich versuche mich aber kurz zu halten, denn das, was gerade in mir vor geht, das wäre wirklich einen Abend am Lagerfeuer wert!

    Kurz zu mir: Ich bin weiblich, 28 Jahre alt, Cosplayerin (ich kann zwar nicht perfekt nähen, aber es klappt ganz gut) und ich gehe gerne mit meinem Mann und Freunden im Raum Sachsen auf Märkte – vielleicht trifft man sich ja mal 🙂
    Ihr dürft mich steinigen (ich freu mich drauf), ja wir sind Vikings-Fans, doch ich würde niemals mein Cosplay (Lagertha) auf einem Markt anziehen, dass käme wirklich nicht so toll. Es ist eine Serie und gut.. Wenn ich etwas von ihnen zeigen möchte, dann gehe ich auf Cons nicht auf Mittelaltermärkte.

    Dein Post hier hat mich eher in der Richtung bewegt, wie ich meine/unsere zukünftige Kleidung angehn werde. Ich wollte nun selbst ein Mittelalterkleid nähen, da ich bisher ein gekauftes besitze und nicht immer das gleiche tragen möchte.
    Dann kamen Begriffe wie A und Un-A, A-Päpste ect. … auweia das hat in mir eine Explosion ausgelöst: Schande, was bist DU (also ich) denn? Wenn mir etwas gefällt, es nähe, würfel ich dann etwas zusammen und eigentlich sieht das total bescheiden aus und alle lachen hinter meinem Rücken über mich.
    Das hat mich dazu bewegt, das ich noch mehr über das Mittelalter wissen möchte was Kleidung, Bräuche usw. betrifft. Zu guter letzt möchte ich Dir danken, für diese tolle Seite!
    Ich komme jetzt öfters her um hier zu stöbern 🙂

    Antworten, Kritiken, Tipps, Ideen, Klatsch und Tratsch bis tief in die Nacht hinein sind sehr gerne erwünscht!!

    Liebste Grüße

    • Huhu liebe Kaen-Ryu,
      Also zu allererst: Ich freue mich riesig, wenn ich meine Leser virtuell kennenlernen darf, also freu ich mich auch riesig, dass du mir so einen lieben Kommentar hinterlassen hast 🙂 Ich kann deine Begeisterung für „Vikings“ total nachvollziehen! Meine Rüstung ist auch an Lagerthas Leder-Ketten-Combo angelehnt und generell finde ich die Kostüme in der Serie großartig!
      Prinzipiell gilt bei mir: „Zuerst kommst du, dann alle Anderen“. Sprich: Dir muss es gefallen und du musst dich vor allem wohlfühlen 🙂 Toll, dass du dich mehr mit dem Mittelalter befassen möchtest. Das ist ein so unglaublich weitreichendes Hobby, da wird dir nie langweilig 🙂
      Ich hoffe, dass ich auch weiterhin Beiträge mache, die dir gefallen und vielen vielen Dank für das Kompliment 🙂 Da macht das Schreiben gleich noch mehr Spaß!
      Ich freue mich, wenn wir uns ab jetzt häufiger sehen (schreiben)!
      Hab einen schönen Abend!
      Möhrchen

      • Kaen-Ryu

        Das mache ich auf jeden Fall, ich lese einen Beitrag nach dem anderen!
        Ich sauge die Buchstaben förmlich in mich auf und in meinem Kopf rattert alles zusammen hihi 🙂
        Ich würde am liebsten sofort Stoffe bestellen und los legen. Mein wundervoller Ehemann hat mir 2 runde Metallscheiben (sind das Schließen? Wie nennt man sowas?) für eine Schürze (heißt das so?) mit Holszperlen dazwischen bestellt. Heute sind sie angekommen und sie sind wahnsinnig toll!!!
        Ich mache mir Gedanken um die Farben der Kleider und und und…haaaaach *schwärm*

        • Ohh du meinst bestimmt Schalenfibeln, die ans Kleid kommen? (Also bei den Wikingern).Jaa, die sind toll! Ich kann meine leider momentan nicht tragen, weil ich in Hose + Tunika rumlaufe, aber da will ich auch wieder ein Kleid nähen. Ich weiß, wie du dich fühlst 😀

          • Kaen-Ryu

            Ja genau sowas^^
            Mein Problem sind leider immer die Schnittmuster…..garrrrrrggg ich hasse Schnittmuster…Ich bin immer froh, wenn die Schnittmusterphase vorüber ist und es endlich ans nähen geht.
            Ich habe Dich auch auf Facebook gefunden 😉 Gleich mal abboniert^^

          • Hihi, super, vielen Dank!
            Schnittmuster mag ich auch nicht, irgendwie ist der Tisch immer zu klein, die Katze springt drauf rum und zum Schluss bin ich einfach nur froh, wenn das Schnittmuster halbwegs heil geblieben ist 😀 Aber wenn du dich wirklich mehr mit den Wikingern beschäftigen möchtest (egal ob A oder un-A), wirst du merken, dass die Schnittmuster recht einfach gehalten sind! Damit habe ich auch angefangen zu nähen. Aber wie gesagt, ich bin auch kein Schnittmuster-Freund 😀

  7. Kaen-Ryu

    Stimmt, ich bin gleich mit allen Stoffen auf den Wohnzimmerboden ausgewichen. Aber das andere „Problem“ habe ich auch 😉 Bei mir sitzen dann 3 Kaninchen auf dem Stoff hihi

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